Kritik gegen Hobbes' Staatstheorie Leviathan ist veraltet (English)

Hobbes Vorstellung eines Staates ist recht einfach zu folgen, jedoch schleichen sich in seinem gesamten Staatsmodell Fehler ein, die das ganze Modell beinahe unbrauchbar machen, da sie den Staat, wie Hobbes ihn sich vorstellt, in Gefahr stellen.

Der erste Fehler in Hobbes' Argumentation ist bereits bei seinem Menschenbild. Hobbes stellt sich den Menschen als Wolf vor ("homo homini lupus" - "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf"), ein Biest, welches hinterhältig ist und nur die eigenen Interessen im Blick hat. Dieses Menschenbild ist teilweise verständlich, wenn man sich im Klaren ist, in welcher Zeit Hobbes seine Staatstheorie verfasst hat. Jedoch fehlt Hobbes ein wichtiger Teil in diesem Menschenbild.

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, wenn sein Leben auf Spiel steht. Das Töten eines anderen Menschen ist sehr stressvoll für Menschen, Hobbes geht davon aus, dass alle Menschen Soziopathen sind, die keine Emotionen verspüren und alles töten können, was ihn auf den Weg läuft. Was nicht stimmt. Dazu kommt auch, dass Menschen soziale Wesen sind, in einem Naturzustand, wo das Recht auf alles herrscht, würde die Mehrheit der Menschen auf den Mord und Gewalt verzichten, da es einfacher ist sich mit anderen zusammenzutun und sich gegenseitig zu helfen, wobei das Recht auf alles weiterhin herrscht, jedoch nicht realisiert wird, da es besser ist sich gegenseitig zu helfen, als sich umzubringen.

Geht man jedoch von Hobbes Menschenbild aus und folgt ihm mit dem Aufbau eines Staates durch einen Gesellschaftsvertrag, stößt man auf das nächste Problem. Einer einzigen Person, die Macht auf alles zu verleien, und selber das Recht darauf, sich zu verteidigen, falls diese Großmacht nur aus Selbstinteresse arbeitet, zu verzichten, löst das Problem des von Hobbes beschriebenen Naturzustands nicht. Es wurde sogar schlimmer gemacht. Es wurde zwar eine Gesellschaft gebildet, in der Menschen zusammenleben, jedoch kann nun eine Person alles über das Leben der Untergeordneten entscheiden. Durch das Menschenbild Hobbes muss der Herrscher, dem alles zusteht, sehr egoistisch sein. Das heißt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann dieser Herrscher zu einem Tyrannen wird, falls er das nicht schon direkt war und sein Recht auf alles ausnutzt, um sich selber zu bereichern, während die untergeordneten Hilfslos zuschauen müssen, da sie ihr Recht auf die Selbstverteidigung abgetreten haben, und nach der menschlichen Vernunft wie sie von Hobbes beschrieben wurde, die Menschen lieber "sicher" leben würden, als sich zu verteidigen und in einen Naturzustand zurückzukehren.


Um Hobbes zu verbessern, muss an den "Wurzeln" seiner Theorie gearbeitet werden, dem Menschenbild, der Mensch ist kein Wolf, der Mensch ist ein soziales Wesen, welches mit anderen Menschen in Frieden und glücklich leben möchte. Falls Menschen jemals vollständig egoistisch leben, dann ist es, wenn es darum geht, ihr eigenes Leben zu sichern. Sobald dieses Grundbedürfnis gedeckt ist, wird ein Mensch keine Probleme damit haben, mit anderen zu teilen und ihnen zu helfen.

Diese leichte Abänderung des Menschenbildes kann jedoch weiterhin dazu genutzt werden, um Hobbes' Menschenbild zu verteidigen. Weshalb noch dazukommt, dass Menschen, wenn sie nicht Soziopathen sind, es sehr schwer haben, Menschen zu töten und damit zu leben, dass sie Menschen getötet haben. Das soziale Wesen der Menschen führt dazu, dass sie es einfacher finden, mit anderen zusammenzuarbeiten, als sich gegenseitig umzubringen nur für das eigene Leben.

Ein Naturzustand, also der Anarchismus, ähnelt nicht dem Kriegszustand, ganz im Gegenteil, der Naturzustand wäre sehr friedlich, da sich Menschen gruppieren werden, um für sich gegenseitig zu sorgen, damit sie alle das haben, was sie für das Leben brauchen. Dadurch werden die Grundbedürfnisse abgedeckt, und der einzige Grund ihr Recht andere Menschen für das eigene Wohl zu töten wäre vom Tisch, die Gefahr, dass sich ein Kriegszustand entwickelt, eliminiert sich im Naturzustand dadurch selber.

Jedoch braucht es in dieser neuen Gesellschaft weiterhin eine Art Koordination, damit zu jeder Zeit klar ist, wie groß die Vorräte an bestimmten Waren sind. Dazu wird keine zentrale Person benötigt, auch nach dem Menschenbild, wie es von mir beschrieben wurde, haben Menschen weiterhin einen leichten Egoismus, welcher dazu führen könnte, dass eine einzige Person, die alles zentral koordiniert, ihre Machtposition teilweise ausnutzt.

Diese Koordination kann genauso gut dezentral erfolgen, indem alle an der Koordination mitarbeiten, in einem offen einsehbaren Register, welcher in regelmäßigen Versammlungen unter Beobachtung aller bearbeitet werden kann.

Genauso kann diese Versammlung dafür genutzt werden, um Personen, die gegen das Allgemeinwohl gehandelt haben, zu bestrafen. Da es immer Personen geben wird, die kein Problem damit haben, Menschen zu töten und dies vielleicht auch, so bizarr wie es klingt, aus Spaß machen. So können unter mehrheitlicher Zustimmung Strafen ausgehängt werden. Jedoch sollten diese Strafen nie einer Person aktiv schmerzen zu tun, sondern es sollte immer eine Art Rehabilitation oder Wiedereinbringung gelingen, oder zumindest versucht werden, da Straftaten in diesem Fall mehrheitlich aus irrationalen Gründen erfolgen werden, welche in verschiedenen Formen "ausgeredet" werden können.

Diese Staatsform kann zudem auch rekursiv gesehen werden, Hobbes geht nicht darauf ein, wie Konflikte mit anderen Staaten gelöst werden sollten, oder ob diese überhaupt lösbar sind. Dies kann jedoch einfach gelöst werden, indem man davon ausgeht, dass die Gesellschaften selber wie Menschen sind, wodurch mehrere Gesellschaften eine weitere Gesellschaft bilden, eine Art Gesellschaft der Gesellschaften, die kann aus mehreren Gründen erfolgen.

Zu einem können verschiedene Gesellschaften verschiedene Waren zur Verfügung haben. So kann Gesellschaft A Äpfel anbauen, aber keine Birnen, während Gesellschaft B Birnen anbauen kann, aber keine Äpfel. Es bildet sich ein gemeinsames Interesse, die Früchte zusammen zu teilen, damit Gesellschaft A Birnen essen kann, und Gesellschaft B Äpfel essen kann.

Hinzu wird dadurch die Existenz der Gesellschaft und somit der Menschen, die in der Gesellschaft leben, gesichert, da sich Gesellschaften gegenseitig aushelfen können, falls bei einer Gesellschaft eine bestimmte Ware knapp wird.

Abschließend kann man sagen, dass Hobbes Staatsvorstellung sehr fehlerhaft ist und meiner Meinung nach nicht wirklich verbessert werden kann, weshalb hier nur die Menschenvorstellung wirklich "wiederverwendet" wurde, um eine andere Staatsform zu bilden.

CC BY-SA 4.0 Go To Main Page Absolutismus ist Faschismus